Schnarchen, Schnappatmung, knirschen – viele Menschen finden nachts einfach keine Erholung. Und das kann gravierende Folgen für die Gesundheit haben. Als zahnärztliche Schlafmedizinerin sorgt Ulrike Jurzica wieder für einen entspannten Schlaf.
Sie sind seit 2010 als zahnärztliche Schlafmedizinerin zertifiziert – warum war gerade dieser Bereich der Zahnmedizin so wichtig für Sie?
Mir sind immer öfter Patienten in der Behandlung aufgefallen, die mit Mundtrockenheit und den dadurch bedingten Folgen wie zum Beispiel Karies oder Zahnfleischentzündungen zu kämpfen haben. Das Interessante daran ist, dass ich bei der Anamnese dieser Patienten auffallend oft auf das Schnarchen gestoßen bin und immer wieder festgestellt habe, dass das nicht nur Zahnprobleme verursacht, sondern auch weitere gravierende Folgen haben kann.
Wie meinen Sie das?
Die Qualität unseres Schlafs hat erhebliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und vor allem auch auf unsere Leistungsfähigkeit. Schnarchen, vor allem mit Atemaussetzern, verursacht einen latenten Sauerstoffmangel im gesamten Blutkreislauf – auch im Gehirn. Wenn das nun jede Nacht der Fall ist, wundert es nicht, dass die beruflichen Leistungen nachlassen, weil die Betroffenen sich nicht mehr richtig konzentrieren können.
Warum schnarchen wir eigentlich?
Während wir schlafen, entspannt sich die Mund- und Rachenmuskulatur. Wird der Luftstrom durch die zurückfallende Zunge und den erschlafften Gaumen behindert, entsteht beim Ein- und Ausatmen eine Vibration, die das typische Schnarchgeräusch verursacht, das aber meist nur für andere ein Problem ist. Der Schnarcher selbst bemerkt sein nächtliches Konzert oft gar nicht und wundert sich morgens über Heiserkeit und Halsschmerzen.
Wann ist Schnarchen eine echte Gefahr für die Gesundheit?
Gefährlich wird es bei der Schlafapnoe: Dabei werden die Atemwege so blockiert, dass die Luft nicht mehr frei fließen kann und die Atmung aussetzt. Der Körper erhält in diesem Moment keinen Sauerstoff und wie bei einem Ertrinkenden sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut dramatisch ab. Das alarmiert das Gehirn und löst eine sogenannte Weckreaktion aus, damit der Betroffene wieder atmet. Dieser Vorgang aus Luftnot und folgender Weckreaktion kann sich pro Nacht bis zu 100-mal wiederholen. Der Körper hat also richtig Stress und ein erholsamer Tiefschlaf ist nicht mehr möglich. Das hat natürlich Folgen für die Gesundheit.
Wie behandeln Sie als Zahnärztin diese Form der Schlafstörung?
Für die Behandlung von Atemaussetzern gibt es unterschiedliche Hilfsmittel und Möglichkeiten. Doch vor jeder Therapie steht eine exakte Diagnose: Anhand moderner und wissenschaftlich fundierter Techniken wird im Schlaflabor ermittelt, ob das Schnarchen eine harmlose Ruhestörung ist oder mehr dahintersteckt.
Mittlerweile gibt es viele Apps, die eine gezielte Überwachung des Schlafs versprechen. Sind das echte Hilfen?
Digitale Schlafüberwachungsgeräte, spezielle Apps oder Smartwatches können Anzeichen von Störungen im Schlafrythmus oder Schnarchen feststellen und so auf mögliche Anzeichen von Schlafapnoe hinweisen. Sie ersetzen aber auf keinen Fall eine schlafmedizinische Untersuchung im Schlaflabor, um die richtige Diagnose zu stellen und die geeignete Behandlung einzuleiten.